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Es war schon so lange her, dass ich hier war. Wann das letzte Mal genau war, konnte
ich mich gar nicht mehr genau erinnern. Langsam schlenderte ich durch den Park und schaute mich um. Keine Menschen Seele war zu sehen. "So ein Mist...", schimpfte
ich, steckte die Haende in meine Hosentasche und lief weiter. Dringend brauchte ich etwas Blut, denn schon seit Wochen hatte ich nichts mehr gehabt. Wenn das so weiter geht, dann drehe ich noch durch !, schrie ich mich in Gedanken an und versteckte mich dann in einen Busch. Vielleicht hatte ich ja doch Glueck und jemand
kam hier vorbei.
Ich schloss die Haustür hinter mir und machte mich auf den Weg in den Park. Die Hände in die Jackentaschen gesteckt hielt ich den Blick auf den Boden gerichtet. Ich brauchte gerade ein bisschen Zeit für mich, zum Nachdenken - und dann kam ich meistens in den Park. Dort war nur selten was los, also ein guter Ort um mal in Ruhe zu sein.
Ich verließ die Straße und betrat den mit Bäumen gesäumten Kiesweg, der in den Park führte. Meinen Blick hob ich vom Boden und ließ ihn kurz umherschweifen - wie erwartet war niemand zu sehen.
Meine Schritte verlangsamten sich, während ich einfach die ruhige Atmosphäre in mich aufnahm und die Stille genoss. Obwohl ich es sonst mochte, Leute um mich zu haben, brauchte ich auch manchmal einfach solche Momente, in denen ich entspannen konnte. Die meisten meiner Freunde wussten das nicht und hielten mich für diejenige, dessen Leben nie aufregend genug sein kann. Eigentlich ist das ja auch so - aber das muss ja nicht heißen, dass zwischendurch mal ein paar ruhige Minuten dazwischenschlüpfen können.
Nach circa einer halben Stunde, kam doch endlich eine Person vorbei. Eine junge Frau,
die auf den Boden schaute und lang spazierte. Irgendwann sah sie sich um und lief etwas langsamer. Grinsend wartete ich, bis sie an mir vorbei gelaufen war und stahl mich dann leise aus den Gebuesch heraus. Vorsichtig folgte ich ihr etwas und verschwand dann hinter einen Baum. Ich musste den richtigen Moment abwarten, denn hier war es zu offensichtlich. Wenn noch jemand vorbei kommen wuerde, dann koennte er alles mitbekommen und das Risiko wollte ich nicht eingehen.
Ich war ziemlich in Gedanken, aber plötzlich überkam mich ein komisches Gefühl, als würde mir jemand folgen. Sofort drehte ich mich um, doch hinter mir war niemand. Ich stieß ein leises, nervöses Lachen aus und ging weiter.
Jetzt bilde ich mir schon ein, dass ich verfolgt werde - Dachte ich. Lächerlicher Gedanken..
Trotzdem wurde ich das Gefühl nicht los und ging automatisch schneller. Verwirrt stellte ich fest, dass mein Herzschlag ebenfalls schneller ging. Wieso ließ ich mich davon jetzt so aus der Fassung bringen? Ich drehte mich nochmal um, um mich selbst zu beruhigen und mir klar zu machen, dass da niemand war. Und wirklich - der Park war bis auf mich einsam. Langsam wurde mein Herzschlag wieder ruhiger und ich blieb einen Moment stehen.
Lauf Suesse Lauf !, dachte ich mir und grinste verschmitzt. Natuerlich sah sie sich um damit sie sicher sein konnte, dass sie niemand verfolgte. Da ich heute Lust auf
Spielchen hatte, kam ich langsam hinter dem Baum hervor und lief ihr nach. Dabei sah ich mich nach einen geeigneten Platz um, wo ich sie hin zerren konnte. Als ich schon ein Stueck hinter ihr heimlich gelaufen war, versteckte ich mich hinter einen grossen Baum und wartete auf sie. Na komm schon... Als sie dann an mir vorbei ging, streckte ich meinen Arm aus, zog sie zu mir und drueckte sie an den Baum und hielt einen Hand ueber ihren Mund.
Ich schüttelte leicht den Kopf über mich und setzte dann meinen Weg fort. Mein Blick war wieder auf den Boden gerichtet und schon hatte ich das seltsame Ereignis von eben vergessen und meine Gedanken schweiften wieder ab. Ich war noch nicht weit gekommen, als mich plötzlich jemand packte, ohne dass ich so Recht wusste, wie mir geschah. Mein erster Impuls war es zu schreien, doch schon lag eine Hand über meinem Mund. Ich nahm innerhalb dem Bruchteil einer Sekunde meine Situation wahr. Die fremden Hände, die mich gegen den Baum drückten gehörten zu einem Unbekannten. Ich hatte ihn noch nie gesehen, und gleichzeitig war irgendwas an ihm.. Irgendwas, was mir Angst machte. Meine Gedanken gingen kreuz und quer, mein Herz schlug viel zu schnell und mein Atem raste. Ich wandte mich unter seinem Griff, doch es gelang mir nicht freizukommen. Verzweifelt sah ich mich nach Hilfe um, aber niemand war zu sehen. War das nicht Grund, warum ich hier war? Weil man hier so gut wie nie jemandem begegnete?
Mit einen Schmunzeln auf den Lippen sah ich sie an. "Psssht ... Du brauchst nicht so
zu zappeln. Das bringt dir auch gar nichts, denn du kannst dich nicht befreien.", erklaerte ich ihr. "Also versuch gar nicht erst auf die Idee zu kommen zu fliehen."
Du kannst noch so sehr um Hilfe schreien. Es wird keiner kommen, der dich rettet ! Langsam verdunkelten meine Augen sich und einen Moment sah ich ihr in die Augen. Ihr Blut roch suess und lud mich immer mehr ein davon zu kosten. Genuesslich legte ich meine Nase an ihren Hals und zog den Duft ein. Na komm schon ! Worauf wartest du ! Beiss ! Noch einmal sah ich sie an, bevor ich dann in ihren Nacken biss.
Ich bemerkte sein Schmunzeln und hätte es ihm am Liebsten aus dem Gesicht gewischt, aber gerade war ich viel zu sehr damit beschäftigt einen Ausweg aus dieser Situation zu finden.
Eigentlich konnte man nicht gerade sagen, dass ich schwach war - aber gegen ihn hatte ich trotzdem keine Chance. Sein Griff war viel zu stark und ich verzweifelte bei dem Versuch, von ihm los zu kommen. Bei seinen Worten biss ich mich leicht auf die Unterlippe. Was war eigentlich sein Problem? Was wollte er von mir?
Was für ein kranker Psycho versteckt sich im Park hinter einem Baum? Dachte ich bitter, aber ich war zur Zeit eher in Panik als dass ich Zeit hatte wütend oder verwirrt zu sein.
Ich sah ihn ebenfalls an und versuchte, seinem Blick standzuhalten, wobei mir auffiel, wie seine Augen sich verdunkelten. Mein Herz schien bei dieser Erkenntnis einen Schlag auszusetzen.
Was geht hier vor? Dachte ich noch, als er seinen Kopf über meinen Hals neigte und an mir roch. Mein Atem stockte, doch ich hatte keine Zeit mehr in irgendeiner Weise darauf zu reagieren, denn plötzlich versenkte er seine Zähne in meinem Nacken. Mein Herzschlag, der eben noch auszusetzen schien, raste jetzt in Panik. Ich wollte schreien, aber der Schrei blieb mir im Hals stecken, während ich mich wie wild wand. Ich hatte keine Kontrolle mehr über meinen Körper, denn mein Gehirn schien von der Panik außer Betrieb gesetzt zu sein.
Es war schon viel zu lange her, dass ich Blut getrunken hatte. Total ausgehungert war ich die ganzen Wochen gewesen. Natuerlich merkte ich, wie sie versuchte sie zu wehren. Doch das nuetzte ich alles nichts. Jeden Tropfen ihres Blutes kostete ich aus, als waere es mein Letzter. Da ich sie aber nicht toeten wollte, versuchte ich mich zu beherschen und trank nicht allzu viel. Mit meinen Handruecken wischte ich mir den Mund ab und sah sie an. Dann biss ich in mein Handgelenk und hielt es ihr an die Lippen. "Trink das, dann geht es die gleich besser." Langsam normalisierten sich meine Augen auch wieder und wurden Schokobraun.
Ich merkte, wie meine Kräfte immer mehr nachließen, obwohl ich versuchte dagegen anzukämpfen. Das schien mich allerdings nur noch mehr Kraft zu kosten, also gab ich meinen Widerstand auf und ließ einfach geschehen was auch immer da gerade vor sich ging.
Als er schließlich von mir abließ hatte ich gerade das Gefühl, mein Bewusstsein zu verlieren. Ich beobachtete, wie er sich ins Handgelenk biss, stand aber viel zu sehr neben mir als dass ich mir darüber hätte Gedanken machen können. Meine gesamte Konzentration galt meinen Bemühungen mich auf den Beinen zu halten um nicht umzukippen.
Als er mir sein blutendes Handgelenk hinhielt, drehte ich instinktiv den Kopf weg. "Nein", protestierte ich. Obwohl ich die Absicht gehabt hatte, das mit fester Stimme zu sagen, klang ich leise und schwach.
"Willst du sterben !", zischte ich sie an. "Trink ! Das heilt dich !" Immer noch gegen den Baum gedrueckt, versuchte ich sie auf den Beinen zu halten. "Jetzt mach schon bitte !", bat ich sie leicht energisch, aber etwas besorgter als vorher. Jatzt mach schon ! Du sollst nicht sterben ! Auch wenn ich ein Vampir war und Menschenblut trank, war ich keiner von diesen, der Menschen einfach sinnlos leer trank und sterben lies. Niemals wollte ich ein Moerder sein und hatte es auch nie vor. Nur trotzdem war ich auf das Menschblut angewiesen und musste es auch trinken.
Ich starrte ihn an. Was redete er da für einen Schwachsinn? Wieso sollte sein Blut mich heilen? Aber ich war zu schwach um nachzufragen. Allerdings fühlte ich mich wirklich miserabel, die Wunde tat höllisch weh, auch wenn ich den Schmerz schon fast nicht mehr wahrnahm. Trotzdem hätte ich in diesem Moment alles getan, damit es aufhörte.
Was habe ich schon zu verlieren? Dachte ich schließlich. Ich sah ihm in die Augen - wobei ich feststellte, dass sie wieder ihre normale Farbe angenommen hatten - und nahm sein Handgelenk. Und ja, ich trank sein Blut. Mit jedem Schluck konnte ich regelrecht spüren, wie ich mich besser fühlte, und gleichzeitig schienen meine Gedanken wieder klarer zu werden - und ein Gedanke traf mich wie ein Blitz.
Was machst du hier eigentlich?! Schoss es mir durch den Kopf und ich ließ blitzschnell von seinem Handgelenk ab und stieß ihn von mir weg. Meine Gedanken rasten und ich versuchte jetzt, wo ich dazu in der Lage war, das Geschehene und meine jetzige Situation zu verarbeiten. Es ergab keinen Sinn, alles ergab keinen Sinn..
Ich wischte mir mit der Hand den Mund ab und sah angewidert runter auf meine Finger, an denen jetzt das Blut klebte. Dann sah ich wieder zu ihm. Die Angst kroch wieder in mir hoch, und ich wäre gerne einfach weg gerannt, aber ich war wie gelähmt.
Leicht laechelnd sah ich ihr zu, wie sie nun endlich mein Blut trank und ihre Wunde langsam verheilte. "Na geht doch.", raunte ich. Ploetzlich kam sie wieder zu Sinnen
und stiess mich weg.Verdammt verschwinde schnell ! , schrie ich mich selbst in Gedanken an. Doch irgendwie konnte ich nicht verschwinden. Wie angewurzelt blieb ich stehen und sah ihr einfach nur in die Augen. Kein Muskel wollte sich regen und mein Kopf war leer gefegt von jeglichen Gedanken. Ein bisschen tat es mir Leid, dass ich ihr das angetan hatte. Sicherlich hatte sie jetzt riesen Panik und war voellig verstoert. Irgendwann rannte ich dann schnell zum Baum, hangelte mich schnell hoch und verbirgte mich in der Blaetterkrone.
Ich war bemüht eine äußerlich ruhige Erscheinung zu wahren, während meine Gedanken rasten. Ich versuchte, eine plausible Erklärung für das hier zu finden, aber offensichtlich gab es keine. Er hatte mein Blut getrunken - und ich verstand es nicht. Oder vielleicht verstand ich es doch, aber wollte es einfach nicht wahrhaben.
Ich erwiderte seinen Blick, nicht sicher, was ich jetzt machen sollte. Ich merkte, wie meine Angst wieder abebbte und der Verwirrung platz machte. Meine Gedanken verhedderten sich bei dem Versuch diese eine, die einzige mögliche Lösung zu umgehen. Es gibt keine Vampire, machte ich mir klar.
Ich machte einen kleinen Schritt von dem Baum weg, dessen Holz sich langsam unangenehm in meinen Rücken bohrte - wobei ich merkte, wie meine Beine zitterte. Ich behielt ihn im Auge und versuchte mich bereit zu halten, falls er mich nochmal angreifen würde. Aber als er schließlich los rannte - ich zuckte bei der plötzlichen Bewegung zusammen - führte sein Weg nicht zu mir. Er lief zu dem Baum, kletterte hoch als wäre es das leichteste auf der Welt und im nächsten Moment war er verschwunden.
Ich starrte in das Blätterdach. Lauf weg, Melanie, sagte ich zu mir selbst, während ich immer noch starr dastand. Lauf weg, LAUF. Doch ich konnte mich nicht bewegen. Meine Gedanken schrien mich an, doch ich sah weiterhin nach oben.
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